Was ist Reflexintegration?

Die frühkindlichen Reflexe, auch Ur-Reflexe genannt, sind fest im genetischen Programm des Menschen verankerte Bewegungsmuster.
Sie spielen während der Schwangerschaft, bei der Geburt und vor allem im ersten Lebensjahr eine zentrale Rolle für die gesunde Entwicklung des Kindes.

Man könnte sie sich wie einen eingebauten Trainer vorstellen:
Sie unterstützen die motorische Entwicklung und ermöglichen es dem Kind, sich nach der Geburt schrittweise aufzurichten. Dank dieser Reflexe lernen wir, unseren Körper in eine aufrechte Haltung zu bringen, sicher zu stehen und zu gehen, den Kopf stabil zu halten und uns flexibel in alle Richtungen zu bewegen. Neben der Bewegung haben diese automatisch ablaufenden Reflexe eine weitere wichtige Aufgabe: Sie fördern die Vernetzung verschiedener Gehirnbereiche. Entscheidend ist dabei, wie viele und wie gut funktionierende Nervenverbindungen dabei entstehen. Sind diese ausreichend und qualitativ hochwertig ausgebildet, spricht man von einer gut entwickelten "neuronalen Reife".


Die Natur hat alles so eingerichtet, dass diese anfangs superwichtigen Reflexe, die nach der Geburt teilweise von der Hebamme getestet werden, sich in den ersten Lebensmonaten integrieren (hemmen) sollen. Dies bedeutet im übertragenen Sinne: Sie verschwinden ins Backstage.
Durch verschiedene Umstände kann es jedoch sein, dass Frühkindliche Reflexe restaktiv bleiben. Das passiert leider gar nicht so selten. Maßgeblich sind u.a. der Schwangerschaftsverlauf (Stressfrei?) und die Geburt selbst (z.B. Kaiserschnitt).


Integrieren sich diese frühkindlichen Reflexe nicht auf natürlichem Weg, können sie für die weitere Entwicklung zu energiefressenden Störenfrieden werden. Stell dir vor, dass bereits in minimal herausfordernden Situationen  unser Gehirn reflexhaft in den Survivalmodus schaltet (Angriff, Flucht, Einfrieren). Unser Gehirn steuert unser gesamtes Nervensystem. Ganze Muskelsfunktionsketten werden abgeschaltet (z.B. bei Höhenangst). Genetisch bevorzugte Autobahnen im Gehirn müssen "umfahren" werden. Wir poltern auf einmal über "Feldwege".
Durch Anpassung und Kompensationen können wir versuchen, die Reflexe zu unterdrücken. Dies kostet enorm viel Energie und wirkt sich auf unsere Wahrnehmung, unsere Konzentration und somit auf unser Verhalten aus. Themen, die z.B. im Schulalltag allgegenwärtig sind. Langfristig ist sogar unsere Gesundheit (Schilddrüse, Hormonhaushalt, erhöhtes Verletzungsrisiko, etc.) betroffen.


Durch ein gezieltes, überraschend einfaches, Bewegungsprogramm helfen wir, die Hemmung der frühkindlichen Reflexe zu unterstützen. Wir schicken sie ins Backstage, wo sie zu gegebener Zeit hingehören. Sie sind dann nicht weg, kommen aber nur noch in den wirklich relevanten Situationen zum Einsatz (Schutzreflexe).


Anmerkungen meinerseits:

  • Die Reflexintegration ist in der genialen und weit umfassenderen Evoped-Methode zu sehr großen Teilen enthalten. Mich hat es jedoch sehr gereizt, hier etwas mehr einzusteigen.

  • Bitte verzeiht mir den Vergleich, aber irgendwo bin ich immer noch eine Handwerkerseele:
    Stellen wir uns vor, wir haben ein defektes technisches Gerät. Um es zu reparieren, muss ich verschiedene Gegebenheiten der Reihe nach ausschließen (z.B. ist die Stromversorgung unterbrochen?...).
    Was passiert, wenn wir bei Kindern sehen, dass sie sich unangepasst verhalten, sich nicht konzentrieren können oder sich einfach nur sehr schwer tun. "Jetzt konzentriere dich mal!" hilft dem Kind nicht.
    Und dann? - Was folgt ist mir und immer mehr Menschen zu pauschal.
    Es muss nicht immer an restaktiven Frühkindlichen Reflexen liegen. Aber man muss sie zumindest ausschließen. Das geht relativ schnell und sicher.


  • Achtung: Im Internet geht Reflexintegration ziemlich durch die Decke. Auf einer sehr gängigen Videoplattform findest du sehr viel Content zum Thema, aber leider nicht immer qualitativ hochwertig.
    Auch hier gilt: Besser zum Fachmann gehen ;-)

  • Hinweis gemäß §1 Heilpraktikergesetz:
    Die hier angebotene Beratung, das Coaching und die Übungen stellen keine Heilbehandlung dar und ersetzen nicht die Diagnose oder Behandlung durch einen Arzt, Psychotherapeuten oder Heilpraktiker. Es werden keine Diagnosen gestellt oder Heilversprechen abgegeben.


Rob Heider

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